Ein neuer Weg für die “Privacy Sandbox” im Web? Oder der Abschied vom Ende der Drittanbieter-Cookies

Ein neuer Weg für die “Privacy Sandbox” im Web? Oder der Abschied vom Ende der Drittanbieter-Cookies

26.07.2024

Google hat verkündet, dass die Pläne zum Aus von Drittanbieter-Cookies vorerst nicht weiter verfolgt werden. Das Unternehmen reagiert damit auf die Kritik von Werbeindustrien und Regulatoren.

Das Ziel ist seit geraumer Zeit klar definiert: Google hat sich zum Ziel gesetzt, jene Drittanbieter-Cookies, die für das teilweise umstrittene, seitenübergreifende Tracking der Aktivitäten von Internetnutzern verwendet werden, zukünftig zu vermeiden. Nach mehreren Verschiebungen des Termins sieht sich Google gezwungen, die Pläne zur Deaktivierung von Drittanbieter-Cookies in Chrome aufzugeben. In einem Blogbeitrag hat das Unternehmen hierzu Stellung genommen.

Das Drittanbieter-Cookie-Aus sollte ursprünglich bereits in diesem Jahr erfolgen. Entsprechende Tests mit einem kleinen Teil der Nutzer werden seit Anfang des Jahres durchgeführt. Gleichzeitig hat Google mit der „Privacy Sandbox” eine neue Technologie entwickelt, die ebenfalls die Vorlieben der Nutzer auswerten soll, dies jedoch direkt am Gerät und in einer wesentlich, nach Angaben von Google, datenschutzfreundlicheren Art und Weise als es derzeit bei Drittanbieter-Cookies der Fall ist.

“Wir haben die Privacy Sandbox mit dem Ziel entwickelt, innovative Lösungen zu finden, die den Online-Datenschutz sinnvoll verbessern und gleichzeitig ein werbegestütztes Internet bewahren, das ein lebendiges Ökosystem von Verlagen unterstützt, Unternehmen mit Kunden verbindet und uns allen freien Zugang zu einer breiten Palette von Inhalten bietet.” (Zitat: Anthony Chavez, VP, Privacy Sandbox) 

Die Frage der Perspektive ist hierbei von entscheidender Bedeutung

Die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer scheint klar definiert: Sie möchten am liebsten gar keine Form von Tracking haben. Reagiert Google nicht auf diesen Trend, besteht für das Unternehmen die Gefahr, dass Nutzerinnen und Nutzer zur Konkurrenz abwandern. Diese geht bereits seit Jahren in unterschiedlichem Maße gegen Drittanbieter-Cookies vor.

Demgegenüber stehen die Interessen der Werbeindustrie, die auf der Grundlage von Daten personalisierte Werbung schalten und detaillierte Erfolgsmessungen durchführen möchten. Google könnte die Interessen der Werbebranche ignorieren, wäre da nicht die Tatsache, dass das Unternehmen eine dominierende Rolle bei Browsern und im Online-Werbemarkt einnimmt. Dies führt zu einem Einschreiten der Regulierungsbehörden.

Als verschärfender Faktor kommt hinzu, dass Google deutlich weniger von Drittanbieter-Cookies abhängig ist als andere Werbefirmen. Der Konzern verfügt bereits über eine breite Datenbasis zu Internetnutzern, die auch durch das Ende der Cookies nicht beeinträchtigt wird. Es besteht durchaus die Befürchtung, dass der Chrome-Hersteller durch eine aus Nutzersicht sinnvolle Datenschutzmaßnahme seine Position im Werbemarkt sogar weiter stärken könnte.

Vor dem Hintergrund der anspruchsvollen Ausgangslage hat Google den gesamten Prozess von der britischen Competition and Market Authority (CMA) begleiten lassen. Auf deren Betreiben sowie auf Basis von Rückmeldungen Dritter wurden im Verlauf der Jahre einige Anpassungen an den aktuellen Plänen vorgenommen. Letztlich konnten die Widersprüche jedoch nicht aufgelöst werden.

“Bei der Fertigstellung des Konzeptes der Privacy Sandbox werden wir uns weiterhin mit der CMA, der ICO und anderen Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt beraten.” (Vgl. Anthony Chavez, VP, Privacy Sandbox) 

Die Werbebranche zeigt sich erfreut über das Ergebnis, da die “geliebten” Drittanbieter-Cookies erhalten bleiben. Allerdings könnte es sich hierbei um eine verfrühte Freude handeln, denn bei genauerer Betrachtung des Blogeintrags wird ersichtlich, dass die Reise für die Branche in eine andere Richtung weitergehen wird.

Google erklärt, dass statt des kompletten Verbots von Drittanbieter-Cookies künftig die Nutzerinnen und Nutzer selbst eine „informierte Entscheidung” treffen sollen. 

Es gibt ein Ende auf einem anderem Weg

Google könnte damit Drittanbieter-Cookies über die Hintertür abschaffen. Die Nutzerinnen und Nutzer würden die Entscheidung treffen. Die Regulierungsbehörden könnten Google dafür weniger angreifen. Google sagt, dass sie auch diesen Schritt wieder von der CMA und anderen Regulatoren begleiten lassen wollen.

Eine neue Perspektive? 

Die Werbeindustrie sieht sich vor die Frage gestellt, ob eine Zusammenarbeit mit der „Privacy Sandbox” eine vielversprechende Option darstellt. Die Sandbox wird derzeit weiterentwickelt, um ihre Funktionalitäten zu optimieren. Die Entwicklung scheint somit unaufhaltsam. Es bleibt spannend.

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